Samstag, 5. Mai 2007

Auch ich kann...

mal ganz sportlich sein...
Wir waren 2 Tage im Wadi al-Hasa wandern mit draussen uebernachten, etwas klettern und durchs Wasser waten. Um dahin zu kommen mussten wir erstmal ein Weilchen mit Bus und Taxi durch die Pampa gurken, bis wir in der absoluten Einsamkeit landeten. Die genossen wir sehr und sie wurde auch nur von Ziegenhirten durchbrochen. Ausserdem trafen wir ein paar Kerles, die an einem Wasserfall schwammen und uns beschimpften. Einer von ihnen zeigte uns dennoch den Weg.


Ab und zu musste ich meine (Hoehen)Aengste bezwingen oder nasse Klamotten in Kauf nehmen (ja, natuerlich fiel ich beim Ueberqueren des Flusses hinein...), was aber ueberhaupt kein Probem war, da es eh total warm war. Die Schuhe waren sowieso dauernass, da wir den Fluss staendig ueberqueren mussten..

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Toll waren die staendigen, heissen und deshalb leider eher weniger erfrischenden, eisenhaltigen, "roten" Quellen, aus denen wir getrunken haben. So viel Wasser auf einem Fleck begegnet man hier sonst nicht so oft und manchmal konnte ich kaum glauben, dass wir wirklich in Jordanien sind!

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Mittlerweile ist es in Amman heiss. Ueber 30 Grad, uff.. Der Sommer scheint angefangen zu haben, einen ganz leichten Sandsturm gabs auch schon.
Und wir haben langes Wochenende und machen einfach "nichts"...und es ist himmlisch.


Mal was nettes: Neulich habe ich fuer meine Jungs "Bruder Jakob" gesungen und dazu immer abwechselnd einen einfachen Rhythmus geklatscht, damit sie mitmachen. Es lief, wie es das erste Mal wohl laufen muss: Es entstand ohrenbetaeubender Laerm.

Es war zum Schiessen, alle klatschten irgendwie, keiner konnte dem Takt folgen. Einige versuchten es aber immerhin. Andere versuchten, durch ihren Gesang das Gesamtergebnis positiv zu beeinflussen, was leider nicht immer gelang.
Beispielsweise Aram (der kleinste), der neben mir sass, voller Begeisterung die deutschen Laute nachkrakeelte (gar nicht mal so schlecht, aber leider immer zeitversetzt) und nebenbei gedankenverloren irgendwas daher klatschte ..
Manchmal konnte ich vor Lachen gar nicht weitersingen, es hat einfach riesig Spass gemacht.
Ich bin motiviert, unsere Performance noch zu verbessern..:-)) und ich glaub, die Jungs sinds auch.


Dieses langes Wochenende ist das letzte Mal in diesem Schuljahr.
Neulich haben Evi und ich festgestellt, dass jetzt die Zeit der "letzten Male" anfaengt. Und dass uns beiden das ueberhaupt nicht gefaellt.
Egal, wie schwierig hier alles war und ist, die Vorstellung in Deutschland zu sein, behagt mir momentan nicht. Schreckt mich ab, ueberfordert mich, macht mich traurig und erfuellt mich mit Abneigung.
Das war schon ganz anders, ich weiss.


Im Wadi al-Hasa hat ueberall Oleander geblueht! Noch nie hab ich so viel davon an einem Platz gesehen...
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Eure Susanne

Dienstag, 24. April 2007

Rundbrief

Liebe Unterstuetzer,

Der Fruehling ist auch bei uns angekommen. Seit einiger Zeit ist es in der Schneller Schule tatsaechlich gruen und ueberall wachsen Blumen und Gras. Vor 2 Monaten hat es langsam angefangen und vor einem Monat etwa trat die volle Bluetezeit ein. Eine Augenweide, wenn man sich an die sonstige Wueste hier erinnert! Die kleinen Jungs hatten einen Heidenspass am Blumenpfluecken und waren manchmal kaum zu bremsen. Jetzt merkt man aber, dass langsam wieder alles verdoerrt und auch der Boden merklich austrocknet. Es regnet im Allgemeinen bis auf einige seltene Tropfen nicht mehr und wird merklich heisser.

Meine Eltern waren im Maerz fuer 2 Wochen hier. Ihr Erstaunen ueber bestimmte Dinge hat mir wieder einmal vor Augen gefuehrt wie vieles Normalitaet geworden ist und mir gar nicht mehr als ungewoehnlich auffaellt. Doch auch fuer mich gab es etwas Neues: zum ersten Mal hab ich mich als Fahrerin im Auto in den Verkehr gestuerzt, was wider Erwarten die meiste Zeit ganz gut geklappt hat. Es war toll, dass ich die ganze Zeit ueber frei hatte und wir viel herumfahren konnten. Wieder einmal fiel die Gastfreundlichkeit der Jordanier auf, fast ueberall wurden wir freundlich empfangen und jeder half uns bei Problemen oder Fragen gerne aus. Wenn wir fahrend in Ammans Strassen die Orientierung verloren hatten und uns nach dem Weg erkundigten, wurden wir ein paar Mal von Einheimischen kurzerhand zum Zielort gelotst, indem sie vor uns her fuhren. Hat man so was in Deutschland schon erlebt??

Umweltwoche, die zweite
Sie war angefuellt mit verschiedenen Aktivitaeten wie Gartenarbeit, Baeumepflanzen, Vortraegen, Spielen zum Thema Umwelt. Ausserdem ein Ausflug mit dem gesamten Internat in ein Naturreservat, der Hoehepunkt der Woche.
Ich habe mit einigen 7.-und 8.-Klaesslern eine Vogelhuette aus Stoecken gebaut – eine echte Geduldsprobe fuer sie und fuer mich. Denn kaum einer hatte das noetige Durchhaltevermoegen, alles musste immer schnell gehen, sodass schludrig gearbeitet wurde. Deshalb fiel das Haeuschen zunaechst einmal zusammen. Da war die Haelfte der Jungs schon lange weg und einige neue waren dazugestossen. Die verbliebenen wurden nun ploetzlich aktiv und kreativ und es wurde eine neue Technik versucht, die sich dann auch einigermassen bewaehrte. Wirklich stabil ist die Vogelhuette auch in fertigem Zustand nicht, aber es haben sich einige Jungs gefunden, die wirklich Spass dabei hatten. Fuer mich war es auch schoen wenn auch sehr stressig. Die ganze Zeit ueber musste ich wie ein Luchs aufpassen, dass Saegen oder andere Utensilien nicht missbraeuchlich verwendet wurden oder dass Konflikte zwischen den Jungs nicht eskalierten. Manche von ihnen waren nach fuenf Minuten schon muede und lagen ermattet da, wollten neu motiviert werden. Andere waren nicht faehig, sich 5 Minuten auf eine Sache zu konzentrieren, sondern stoerten permanent, sodass ich sie nur noch wegschicken konnte.

Im folgenden Abschnitt geht es um das Verhaeltnis zwischen mir und meiner Erzieherin. Vielleicht ist er ein bisschen zu lange geraten und liest sich eher langweilig. Wer will, kann ihn ueberspringen. Ich hatte aber diesmal das Beduerfnis, etwas mehr ins Detail zu gehen. Alles ist meine persoenliche Ansicht und diese ist vielleicht mittlerweile voreingenommen und alles andere als objektiv.
Unsere Zusammenarbeit hat sich seit dem letzten Rundbrief wieder verschlechtert. Die Kommunikation klappt nicht, manchmal findet sie gar nicht statt und ich erfahre wichtige Dinge von den Jungs. Zudem bringt mich ihr Erziehungsstil voller Geschrei und beinah diktatorischem Verhalten gefuehlsmaessig automatisch auf die Seite der Jungs. Ich kann dieser Art mit Kindern umzugehen nach wie vor wenig abgewinnen. Allerdings sehe ich auch, dass ich hier in Jordanien nicht mit deutschen Massstaeben messen kann und die Jungs sie ganz anders wahrnehmen als ich. Sie akzeptieren dieses teilweise fuer mich „furienartige“ Verhalten sowie komisch anmutende Regeln bedingungslos und als Normalitaet und ordnen sich ohne Widerworte oder Fragen unter. Sie muss Anweisungen nicht wiederholen oder diskutieren, damit sie gemacht werden. Als das Familienoberhaupt ist sie die oberste Instanz und wird als solche verehrt.
Kinderstimmen und Lachen allerdings hoert man in ihrer Gegenwart kaum, wobei sie das nicht zu stoeren scheint, da die vorrangigen Erziehungsziele in unserer Familie Ruhe und Ordnung sind. Was ich zu bestimmten Zeiten nicht falsch finde, aber nicht die ganze Zeit. Auch wenden sich die Jungs mit kleineren Problemen nur an mich, weil sie von ihr haeufig als unwichtig oder laecherlich abgetan werden. Geht es allerdings darum, etwas zu petzen und jedes falsche Verhalten von anderen detailgetreu wiederzugeben, dann kommen sie zu ihr. Besonders wenn sie eine harte Reaktion von ihr gegenueber dem Uebeltaeter erwarten, um sich „gerecht“ behandelt zu fuehlen.
Ihre generell sehr herrische Art setzt natuerlich die Massstaebe in unserer Familie. Jeder scheint sich vor ihr zu fuerchten und deswegen klappt das Tagesmanagement bei ihr relativ reibungslos.
Bin ich alleine, laeuft alles schnell aus dem Ruder. Ich verbiete den Kindern nicht, zu lachen oder sich zu unterhalten, das koennte ich sowieso gar nicht durchsetzen. So ist der Geraeuschpegel generell lauter und nicht alles laeuft so reibungslos. Ich muss haeufig Dinge dreimal wiederholen oder erst herumdiskutieren, bis sie gemacht werden.
Es ist unglaublich schwierig, die Kinder liebevoll zu baendigen und oft erwische ich mich doch auch dabei, wie ich anfange herumzuschreien. Auch wenn ich dann immer noch als „harmlos“ angesehen werde. Manche Jungs begreifen ueberhaupt erst, wenn ich schreiend vor ihnen stehe, dass es mir wirklich ernst ist.
Das gefaellt mir nicht und schlaucht mich auch ziemlich. Ein staendiges Hin- und Hergerissensein zwischen dem, was ich fuer richtig halte und der Realitaet, in der ich diese Prinzipien manchmal einfach nicht leben kann.
Von Anfang an war ich fuer Spiele, Basteln und alles Angenehme zustaendig. Natuerlich gibt es da auch Regeln und wer diese kontinuierlich nicht einhaelt, fliegt raus. Doch mittlerweile bin ich so haeufig alleine in der Familie und muss dann doch irgendwie die „normale“ Erzieherrolle uebernehmen. Ich wurde und werde aber nicht in Entscheidungen mit einbezogen, kann froh sein, wenn ich fuer den Alltag wichtige Dinge ueberhaupt mitgeteilt kriege. Besonders die grossen Jungs wissen oft mehr als ich und hoeren manchmal gar nicht auf mich. Bei ihnen merke ich, dass sie Freundlichkeit ausnutzen, haeufig immer nur mehr wollen und mir auf der Nase herumtanzen. Ganz im Gegensatz zu ihrem Verhalten gegenueber meiner Erzieherin, fuer die sie alles machen. Wenn sie hart und streng zu ihnen ist, wird das bedingungslos akzeptiert, bei mir dagegen machen sie ein riesiges Theater, wenn sie z.B. den Ball einmal nicht haben duerfen und sich ungerecht behandelt fuehlen.
Die grossen Jungs bekommen tagtaeglich mit, wie ich von meiner Erzieherin von oben herab behandelt werde und was fuer einen Status ich in der Familie habe. Wie sollen sie mich da ernstnehmen?
Verschiedene Versuche nach dem Motto „wenn ihr mir helft, dann mache ich zur Belohnung was mit euch“ scheitern immer an der Zeit oder sie haben dann keine Lust mehr. Das Konzept „Belohnung fuer gutes Verhalten“ scheint hier kaum bekannt. Es laeuft andersherum: wer sich nicht benimmt, wird bestraft.
Aehnlich ist das mit den Kleinen, hier sind es ausserdem rein zahlenmaessig viel mehr und es ist nur schwer bis gar nicht moeglich, so differenziert zu arbeiten. Ausserdem kann ich nicht mit einigen zu Belohnenden abgesondert etwas machen, wenn ich alleine in der Familie bin und nebenan der Rest tobt.
Meine Erzieherin gibt mir oft das Gefuehl, unfaehig zu sein. Meine Meinung zaehlt fuer sie nicht, weil ich hier ja ohnehin in der Kultur fremd und ausserdem keine Erzieherin bin, das hat sie mir einmal gesagt. Ab und zu frage ich mich, ob es nicht fuer alle Beteiligten eher kontraproduktiv ist, wenn ich in ihrer Familie arbeite. Die Kinder werden durch 2 verschiedene Linien verwirrt und sie scheint sich manches Mal auch gestoert von mir zu fuehlen, genauso wie ich von ihrem Geschrei. Vor allem auch ist sie gar nicht bereit, zu ueberlegen, ob manche Dinge, die von mir kommen, vielleicht doch nicht ganz so unpassend hier sind. Mir ist klar, dass vieles nicht passt und „zu deutsch“ gedacht ist und von vielen Ideen musste ich mich schon verabschieden. Aber deswegen bin ich ja auch hier. Nur wenn ich das Gefuehl habe, dass beinah alles, was ich mache, missbilligend beaeugt und zudem nicht unterstuetzt wird, geht mir allmaehlich der Spass verloren.
Zum Glueck ist das nicht bei allen anderen auch so und es gibt auch Faelle, in denen Volontaer und Erzieher gut zusammenarbeiten. Und um nicht alles schlecht zu machen, muss ich sagen, dass es immer mal Lichtblicke bei uns gibt. Doch der ueberwiegende Eindruck ist der oben geschilderte, mal mehr oder weniger intensiv.

Neues von Nayef
Nayef macht sich. Seitdem er bei seiner Mutter wohnt, geht es ihm spuerbar besser. Sie hat nun das alleinige Sorgerecht und scheint sich gut um ihn zu kuemmern. Besuche in der Schule finden haeufig statt und Nayef freut sich immer sehr.
Er geht im Allgemeinen mehr auf Menschen zu und kann sich besser konzentrieren.
Besonders eine der vielen Katze hat es ihm angetan, die allerdings nicht halb so begeistert von ihm ist wie er von ihr. Er rennt stuermisch und nicht leise auf sie zu und sie, die den SchnellerJungs ohnehin schon aus Erfahrung kritisch gegenueber steht, sucht ihr Heil in der Flucht.
Wir schreiben viel zusammen englische Buchstaben, womit wir gut vorankommen. Er ist sehr motiviert und scheint die Aufmerksamkeit, die waehrenddessen nur ihm gehoert, auch zu geniessen.
Natuerlich ist nicht alles ploetzlich einfach und es gibt genug Dinge, die nicht gut klappen und die ich immer noch fuenfmal sagen muss, bevor sie gemacht werden (wenn ueberhaupt). Und es gibt ab und zu Erlebnisse mit ihm, die ich nicht richtig einordnen kann und Situationen, in denen ich nicht weiss, was ich machen soll: Neulich kam er angelaufen, weinend, die Arme vor dem Gesicht verschraenkt. Auf Ansprechen, auch von Seiten der anderen Jungs reagierte er nicht. Ploetzlich hat er sich in den Sand geworfen und mit den Fuessen gestrampelt. Nach 2 Minuten stand er auf, kam zu uns und spielte mit, als ob nichts gewesen waere. Auch bei spaeterem Fragen kam nicht viel heraus. Vielleicht ist ihm in solchen Momenten selbst nicht so ganz klar, was los ist.

Eine Gruppe von 3 Lehrlingen und 2 Zehntklaesslern wurde ausgewaehlt, im Mai fuer 2 Wochen zu einer Jugendbegegnung nach Deutschland zu fliegen. Evi und ich haben angefangen, mit ihnen Deutsch zu lernen, was sich als schwieriger als gedacht herausstellt. Es ist ein bisschen wie mit den Kleinen, jeder quaekt „Miss,…“ und kann kaum eine Minute stillsein und den anderen zuhoeren. Manchmal reden einfach alle durcheinander und richtige Lernstimmung kommt nicht auf. So ist man die Haelfte der Zeit damit beschaeftigt, zu ermahnen. Das Problem ist auch, dass die meisten zu faul sind, ausserhalb unseres Kurses zu lernen. So ist es meistens lustig, wenn auch anstrengend, allerdings kommen wir mit dem Deutschlernen nicht allzu schnell voran.
Liebe Gruesse aus Amman,
eure Susanne

Samstag, 21. April 2007

...

Hallo alle zusammen..
so, eben war ich beim Friseur und leider ist alles etwas zu kurz geraten, aber naja. geht schon...

Hab schon ewig nicht mehr geschrieben, ich weiss. Hab grad keine grosse Motivation, ausserdem komm ich ja bald heim und dann kann ich das alles erzaehlen.
Ich war in Damaskus und im Libanon (keine Fotos) und es war toll, sehr spannend und die libanesische Natur und das Meer waren toll. Wir haben auch Spuren vom Krieg letzten Jahres gesehen, kaputte Strassen oder Bruecken. Es war wirklich traurig anzusehen, wie das Land dadurch wieder zurueckgeworfen wurde.


Um euch einen Eindruck des jordanischen Fruehlings zu geben...ja, den gibt es tatsaechlich!!!
die Bilder sind schon etwa 1-2 Monate her, mittlerweile ist es nicht mehr so gruen.Ausserdem aus dem Norden, bei uns wars nicht ganz so arg gruen.
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Damaskus
Wir waren an Mohammeds Geburtstag da, deshalb waren ganz viele solcher Faehnchen aufgehaengt.
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Ueberhaupt wars toll und Damaskus gefaellt mir viel besser als Amman. Es gibt so viele schoene alte Gebaeude und einen grossen Suq mit toller Atmosphaere wo man ganz arabisch alles kaufen kann..
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Die Stadt hat viel mehr diese klassische "orientalische" Atmosphaere, die man erwartet, wenn man hier in die Gegend kommt.
Leider will der PC keine weiteren Fotos mehr hochladen, also wars das jetzt erstmal..

In diesem Zusammenhang noch mal schnell was zum Libanon. Beirut war echt ein krasser Gegensatz dazu. Ich fand die Stadt irgendwie "dem Konsum verfallen", ueberall riesige hauswandgrosse Werbeplakete (wie im Westen, mit Alkohol und Unterwaesche), und ueberhaupt sind die ganzen Leute total europaeisch angezogen, teilweise echt zu arg fuer deutschen Geschmack. Die Haeuser sind meistens riesige Bloecke und Shoppinggelegenheiten gibt es zuhauf, sodass man gar nicht weiss, wo man anfangen soll. Wenn man Geld hat, dann lebt es sich hier sicher sehr angenehm. Wenn nicht, dann wohnt man in einem einschlaegigen Viertel und kriegt von dem ganzen Reichtum nicht wirklich was mit (oder gar ab).
Cool an der Stadt ist die Kuestenlage, das hat mir echtgefallen. Auch andere schoene Ecken gabs mal, aber meistens wars mir zu (bloedes Wort) kapitalistisch und businessmaessig oder zu sehr grossstadtmaessig mit zu grossen Bloecken etc.

Bald kommt mein Rundbrief, den ich auch hier reinstellen werde. Deshalb schreib ich nicht so viel zu meiner Arbeit. Meine Studienwahl ist ausserdem auch noch nicht sonderlich vorangeschritten.
viele Gruesse!!!

Donnerstag, 22. März 2007

Es toenen die Lieder..

..der Fruehling kehrt wieder

Nachdem es die letzen 10 Tage so kalt und nass war, ist es jetzt wirklich warm!!! Und der Regen hat gut getan, denn die Schule ist von einem gruenen Teppich umgeben und versinkt in Blumenmeeren.. Haette man sich nicht traeumen lassen, schon gar nicht, wenn man an den Sommer denkt und wie trocken das hier alles aussah.
In einem oder zwei Monaten ist der Zauber wohl auch schon wieder vorbei, sagen die Leute hier.

Meine Eltern sind frierend wieder abgeflogen und wir sitzen jetzt ohne Jacke draussen..
Ja ja, wer durchhaelt, wird belohnt.

Diese Devise gilt auch fuer die Arbeit. Es gibt Tage voller Tristesse und Aergernissen oder Sonnenschein sowie Mischungen aus beidem.

Was ich so mache
Das frag ich mich manchmal selber.
War knapp 2 Wochen beurlaubt, weil meine Eltern da waren und wir rumgereist sind... Was anstrengend, aber trotz allem schoen war.
Besonders motiviert war ich nicht, am Montag wieder anzufangen. Momentan bin ich aber auf Normalniveau.
Die letzten Tage war immer viel Hausaufgabenhilfe angesagt. Wenn ich dabei alleine bin wie gestern, dann ists ziemlich turbulent, weil keiner es noetig hat, den Schnabel zu halten, nur weil ich das sage. Auch angedrohte Strafe d.h. kein Spiel danach, nuetzte nichts. Ausserdem war dann eh Kirche und dann sassen die Muslime halt vorm Fernseher.
Solche Massnahmen beeindrucken meistens nur die, die eh schon ruhig sind. Die dann immerhin durch die Belohnung auch bestaerkt werden.
Aber bei manchen klappt es echt nur mit "Angst einjagen", was zur Folge hat, dass es bei mir nicht klappt.
So stuermte, wenn ich mit einem alleine gelernt hab, immer mindestens ein anderer auf mich ein, der unbedingt zeigen musste, wie toll er gelernt hat und dann aufhoeren wollte. Der wurde natuerlich ignoriert, aber irgendwann muss man einfach schreien, sonst waer er nie weggegangen. Das dann aber auch nur, um sich zu unterhalten oder sonstiges zu treiben.
Es sind auch einfach zu viele Kinder fuer irgendein systematisches Belohnungssystem. Mittlerweile sinds zwar nur noch 14 Kleine, weil einer die Schule verlassen hat, aber die 5 Grossen stressen mich ja zudem noch. Ausserdem meinen sie, sich wie Graf Koks von der Gasanstalt vor dem Fernseher postieren zu koennen, wenn sie mal 5 Min. geholfen haben.
Oder einfach zu verschwinden und dann mit irgendwelchen Erklaerungen zu kommen, die ich nicht nachpruefen kann.
Meistens ist es mir dann auch egal. Mit denen auch noch permanent Machtkaempfe auszufechten, ist mir zu bloed.

Sie blicken es auch einfach nicht, dass, wenn sie mir jetzt nicht helfen, ich dann hinterher auch keine Lust habe, mit ihnen Fussball zu spielen.
Das machen wir seit einem Monat, dass ich 1mal die Woche mit ihnen deswegen in die Halle gehe. Auch nicht unstressig und es stellt sich immer die Frage, ob ich einschreite oder sie einfach machen lasse...

Ich nehm immer mal wieder ein paar Kinder raus, um was zu basteln oder zu malen. Gestern haben wir Igel aus alzteig gebastelt, wobei ich aber wahrscheinlich zu wenig Salz genommen hab, dass leider nichts draus wird.

Toll wars aber und Nayef (der Junge aus dem Rundbrief) war auch voll konzentriert dabei.

Er macht sich uebrigens schoen beim Schreiben und auch sonst. Morgens faengt er zwar regelmaessig Raufereien an, aber die restliche Zeit macht er mir meistens Freude. Ganz begeistert ist er von einer der vielen Katzen hier, die immer zu uns Volontaeren kommt, und die den Namen "Dreckschnauze" erhalten hat ("Schnauze" kann durch andere Koerperteile ersetzt werden). Sie kann genau zwischen uns und "den anderen" unterscheiden, vor denen hat sie Angst. Besonders kleine Jungs liebt sie gar nicht, die sind zu wild und unberechenbar, da ergreift sie gleich die Flucht... So auch Nayef, der begeistert wild wedelnd auf sie zurennt..
Gestern hab ich ihm beim Arabisch-Abschreiben geholfen, wo er ewig nicht in die Puschen kam.
Dann gings aber ploetzlich doch, nachdem ich ihm ne Linie gezeichnet hab und einfach neben ihm sass und "toll" gesagt hab oder seinem Gebabbel zugehoert hab.
Aber das geht halt nicht, wenn ich ein Dutzend anderer zu baendigen habe, die waren zu dem Zeitpunkt zum Glueck alle schon fertig.

Evi und ich haben gestern angefangen, den Auserwaehlten Deutschunterricht zu geben. Das sind 3 Lehrlinge und 2 10.Klaessler und diese duerfen Ende Mai 2 Wochen nach Deutschland, auf den Kirchentag, andere Deutsche treffen etc. Sogar ein Muslim ist dabei, was mich freut, weil das der Betreffende so verdient hat!!!
Leider waren bei unserer ersten Stunde nur 2\5 der Kandidaten anwesend, die Lehrlinge sind alle heim zu ihrer Mama gegangen, denn ... gestern war Muttertag!! Wie konnten wir das vergessen!!
Ueberall wurden Liebesbriefe geschrieben und Evis liebevoll fuer diesen Zweck ausgesuchte Marienkaefer-Bastelidee wurde entruestet von ihren Jungs abgelehnt, mit einem Kaefer koenne man doch nicht der Mutter kommen!!!
Auch die Koenigin\Prinzessin\was auch immer steht heute gross in der Zeitung, weil sie irgendwo das "Iid il-Umm" gefeiert hat....

Naechsten Samstag ist Mohammads Geburtstag und nationaler Feiertag. Ganz schaendlich spekuliert unsereins natuerlich schon wieder auf ein langes Wochenende. Und ich hoffe sehr, dass sich unsere Hoffnungen erfuellen, so ein langes Wochenende ist einfach zu schoen!!!
Die Woche danach ist Ostern, d.h. es gibt ein paar freie Tage, da wollen wir in den Libanon fahren.

Morgen machen wir mit der deutschen Gemeinde einen Ausflug zu einer Ausgrabungsstelle im Jordantal im Norden. Das verspricht, stressig zu werden. Aber einige Archaeologen des DEI erzaehlen was dazu, mit oeffentlichem Verkehr kommt man da nicht hin und so koennen wir bei jemandem mitfahren.
Mit Schrecken erfahren, dass sich 50 Leute angemeldet haben und es ausserdem danach ein Essen fuer 8,5 Dinar (knapp 10Euro) gibt..
Musa meinte schon, dass er eine Kollekte fuer uns macht :-))))
Ich hoffe, dass wir von einer ganz tollen Landschaft getroestet werden..

So, das wars von mir. Ich komme momentan irgendwie nicht dazu, so viele Mails zu schreiben..nehmts mir nicht uebel..
Liebe Gruesse aus dem sonnigen Amman!!! :-)
Eure Susanne

Dienstag, 6. März 2007

Was nicht im Rundbrief steht..

Da gibts eine Menge.
Von der die Haelfte vermutlich keinen interessieren wird oder hoechstens fuer ein zweifelnd-unglaeubiges Laecheln sorgt. Deswegen brauchs ich hier nicht draufzustellen und beschraenk mich drauf, wies mir grad geht.
Ich war erkaeltet und hab einige Tage im Bett verbracht. Vorher gabs abends in meiner Family wieder mal Stress mit den Grossen, vor allem mit einem, mit dem es nicht so leicht ist, da er leicht geistig behindert ist und man mit ihm nicht so reden kann wie mit Jungs gleichen Alters (14\15), da er vieles einfach nicht versteht. Mich aber dennoch zur Weissglut bringt und auch verzweifeln laesst, weil ich nicht zur Ruhe komme, die ganze Zeit am Horchen bin. Wenn sie nur reden, ist es ja gut, wenn dann aber Schranktueren "umfallen", oder permanent an meine Tuer geklopft wird, muss ich irgendwie reagieren.
Nachdem ich wieder halbwegs gesund war und in meine Family zurueckkam, trug es sich gleich am ersten Abend zu, dass besagter Kerl eine Klopf-an-die-tuer-Attacke hatte und zusaetzlich noch einen Becher an der Klinke aussen installiert hat, der mit lautem Krachen zu Boden fiel. Danach das gleiche nochmal mit Wasser im Becher, ich kam allerdings von der anderen Tuer, sodass es keine Sauererei gab. Wenn ich komme, rast er mit hysterischem Gekicher in sein Bett. Am naechsten Tag sagt er normalerweise Entschuldigung, wenn man ihn drauf anspricht. Was nochmaliges Vorkommen nicht verhindert hat bisher.
Die anderen feuern ihn dann an, weiss nicht, inwieweit sie ihn anstacheln, jedenfalls hindern sie ihn nicht dran. Ich weiss dann nicht was ich machen soll. Meine Erzieherin war telefonisch nicht zu erreichen und ich wusste in der Situation nicht, was ich machen soll, weil ich einfach nur schlafen wollte. Aber nicht zur Ruhe kam und angespannt war, weil ich Schiss hatte, dass es so weiter geht und ich irgendwas machen muss und nicht weiss, was. Dazu war ich immer noch krank und fertig und konnte und wollte einfach nicht mehr. Zum Glueck kam die Evi vorbei und hat mich wieder etwas auf den Boden geholt. In Nachhinein frag ich mich oft: war das so schlimm?? Und ich kanns gar nicht mehr begreifen, denke, dass ich ueberreagiert hab.
Aber in dieser Situation gings mir halt so. Hysterisch oder wie mans nennen will, hab ich mir geschworen, nie wieder hier zu schlafen. Natuerlich hat sich das nicht erfuellt, aber meine lieben Mitfreiwilligen haben das erstmal abwechselnd fuer mich uebernommen.
Und am naechsten Morgen hab ich dem Hausvater davon erzaehlt. Das haette ich einfach frueher machen muessen und mich nicht immer von Layal abspeisen lassen duerfen, die ja solche Dinge immer in der Family regeln will, was ja augenscheinlich diesmal nicht geklappt hat. Ausser Rumschreien und Strafen hat sie halt auch nichts drauf.

Dann war erstmal langes Wochenende und wir haben die schoene und mittlerweile toll gruene Landschaft (Nord)Jordaniens genossen.
Heute nacht kommen meine Eltern und da hab ich anderthalb Wochen frei, juhu!!
Danach sehen wir weiter, ich werd wohl schon wieder in der Fam. schlafen. Manchmal ist es ne totale Belastung und es kotzt mich voll an, ich merke, wie ich nicht abschalten kann, auch wenn alles ruhig ist. Nur da sein zu muessen genuegt schon dafuer und man ist dann am naechsten Tag nicht ausgeruhter,..
Andererseits ist es halt meine Aufgabe! Und dass es so eskaliert ist, ist vielleicht auch ein bisschen meine Schuld. Ich haette frueher zum Hausvater gehen muessen, mich nicht von Layal 'unterbutern' lassen. Das Bloede ist auch, dass es die anderen trifft, wenn ich nicht dort schlafe, weil die Loesung fuer das "wer ist in der Nacht in der Family"-Problem die Volontaere sind....Somit die anderen abwechselnd da schlafen, was echt nett ist. Aber ich weiss nicht, ob ich das auf die Dauer ihnen zumuten kann.
Vielleicht praesentiert der Hausvater nach meinen Ferien eine "kreative Loesung", aber das glaub ich eher nicht.

Das war ein sehr einseitiger und vielleicht langweiliger Bericht, womoeglich kann das keiner richtig nachvollziehen und fragt sich, was ich da schon wieder rumspinne...Vielleicht war ich wirklich ueberreizt, hysterisch. Aber naja, so wars halt. Jetzt geniess ich erstmal die Ferien.

Rundbrief, der dritte

leider immer ohne Fotos..vielleicht kommen die irgendwann noch nach..

Liebe Unterstuetzer,


die letzten 2 Monate sind wie im Flug vergangen. Das neue Jahr hat angefangen, wie das alte aufgehoert hat: mit Ferien. Da kann man sich nicht beklagen.
Hoffentlich hattet ihr alle einen aehnlich guten Start in 2007!
Die Zeit zwischen den Ferien war gezeichnet von Stress. Es wurden Examen geschrieben. Dies nahm ueberraschend wenig Zeit in Anspruch, etwa eine Stunde waren die Jungs morgens in der Schule, dann kamen sie zurueck ins Internat und wollten beschaeftigt sein. Leider spielte das Wetter nicht immer mit und manchmal mussten wir den ganzen Tag in den Familienraeumen verbringen. Was nicht gerade zur Beruhigung der teilweise ziemlich rappligen Gemueter meiner Kleinen beitrug, wie man sich vorstellen kann.
Uns fehlte der Vormittag, den wir sonst frei haben, um uns auszuruhen, Dinge zu erledigen oder vorzubereiten und wir waren manchmal sehr gestresst. Dann wurde meine Erzieherin krank und ihr Mann, der selber eine Familie hat, uebernahm vertretungsweise das Ruder bei uns. Oder schickte Johannes, der eigentlich in seiner Familie arbeitet, zu meiner Unterstuetzung. Trotzdem gab es Situationen, in denen ich nicht mehr weiterwusste, konnte und an meine Grenzen stiess. Meine grossen Jungs haben ab und zu demonstriert, wie wenig Lust sie haben, mit mir zusammenarbeiten und mich und das, was ich sage, respektieren.
Von Seiten des Erziehers kam aber tolle Unterstuetzung und ich war dann teilweise in seiner Familie mit den grossen Jungs und er mit meinen kleinen zusammen. Dabei hab ich gemerkt, dass es auch mit zunehmendem Alter nicht einfacher wird. Bei manchen der Neuntklaessler hat man das Gefuehl, gegen eine Wand zu reden, sie hoeren einfach ueberhaupt nicht. Eher noch machen sie sich lustig, provozieren weiter.
Dennoch gibt’s auch dort ein paar, die nicht ganz so pubertaer sind und insgesamt wars spannend, das Leben in der anderen Familie auch mal zu erleben, dabei zu merken, dass es nicht nur bei einem selber schwierig ist. Und sich dann wieder auf die Kleinen zu freuen, wenn man sie einen ganzen Tag lang gar nicht gesehen hat.

Der Koenig kommt…oder doch nicht??
Kurz vor Beginn der zweiten Ferien gab es noch grosse Aufregung, denn der Koenig hoechstpersoenlich hatte sich angekuendigt. Natuerlich alles unter Vorbehalt, es standen noch einige andere Einrichtungen zur Auswahl und ohnehin sollte alles erst in letzter Minute entschieden werden. Nichtsdestotrotz war eine ganze Weile lang ein Arbeitstrupp auf dem Gelaende beschaeftigt, um allerlei kaputte Dinge zu reparieren, kleine Mauern aufzuschichten, neue Baeumchen zu pflanzen und vor allem ausgiebig Pause zu machen:
Es war herzerfrischend zu beobachten, wie mindestens drei Viertel der Arbeitskraefte den restlichen Arbeitenden zuschauten.
Typisch arabisch??
Jedenfalls sagte kurz vor dem grossen Tag der Koenig ab, stellvertretend sollte sein Bruder Prinz Feisal kommen. Das war natuerlich nur ein kleiner Trost, man hatte sich auf seine Majestaet hoechstselbst eingestellt. Alle waren dennoch eifrig weiterhin mit Fegen, Steine und Muell sammeln und dergleichen beschaeftigt, um die Schule besucherfein herzurichten.
Der Tag war leider sehr enttaeuschend. Eine Menge wichtiger Leute war da, die Schueler mussten die ganze Zeit ueber abseits warten und haben Prinz Feisal nur von ferne zu Gesicht bekommen. Ueberhaupt war er nur etwa 5 Minuten da, schuettelte Haende, pflanzte kurz ein Baeumchen (es war Tag des Baumes) und brauste wieder davon.
Dann gingen alle Jungs in die Ferien und wir atmeten erstmal auf.


Nayef
Ein Junge aus meiner Family, der mir manchmal Sorgen macht. Er geht in die erste Klasse und ist 6 Jahre alt. Sein Vater scheint ziemlich unberechenbar und aggressiv zu sein, weswegen auch seine Mutter irgendwo anders wohnt. Nayef selbst war anfangs sehr distanziert und abwartend vorsichtig, ist vom Verhalten her aber immer eher auffaellig und aufmerksamkeitserrgend. Nach einiger Zeit wurde er immer offener, kam auf mich zu und hat etwas Vertrauen gefasst.
Jetzt nach den langen Ferien scheinen wir wieder bei Null anzufangen. Haeufig passiert es, dass ich etwas von ihm moechte, das er nicht will, wenn er z.B. nicht einsieht, dass er seinen Pyjama ausziehen soll. Dann diskutiert er nicht, sondern wendet sich ab und reagiert gar nicht mehr, blockt total ab. Man kommt in dem Moment gar nicht an ihn ran, sondern redet wie gegen eine Wand.
Es ist generell so, dass er immer Zeit braucht. Wenn man draengelt, erreicht man nur, dass gar nichts mehr geht. Im Sport versteht er die Spiele oder Aufgaben meistens erst als letzter. Er hat auch oft Koordinationsschwierigkeiten und ein Problem mit scheinbar „einfachen“ Dingen, z.B. ueber eine Linie zu springen.
Man kann bei ihm jedoch schoen feststellen, wie ihm kleine Uebungen gut tun und er auf Dauer Fortschritte macht. Manchmal ueberrascht er auch voellig unerwartet, wenn er z.B. im Sport eine fast perfekte Vorwaertsrolle hinlegt.
Waehrend des Schreibenuebens hab ich festgestellt, dass er trotz
Konzentrationsproblemen ziemlich intelligent ist und mehr kann, als man vermuten wuerde. Haeufig laeuft es so ab, dass ich ihm eine kleine Aufgabe stelle und ihn dann erstmal in Ruhe lasse. Nach einiger Zeit zeigt er mir stolz, wie er sie geloest hat. Das macht ihm riesig Spass, er fragt haeufig, wann wir wieder schreiben ueben. Ausserdem schneidet er gerne aus oder malt, man merkt auch hier, wie er dabei immer besser wird.
Er ist gut mit Ahmed befreundet, der ebenfalls in meiner Familie wohnt, und mit dem er immer mal wieder Dummheiten macht. Oft hab ich dabei das Gefuehl, dass sich Nayef gar nicht dessen bewusst ist, dass das, was er gerade macht, „falsch“ ist. Denn wenn ich etwas sage, wirkt er geradezu ueberrascht und gar nicht schuldbewusst wie Ahmed.

Die Haltung auf dem mittleren Foto nimmt Nayef momentan fast immer ein, wenn er merkt, dass er fotografiert wird. Auch wenn das die anderen Jungs bloed finden oder ueber ihn lachen, er meint das voellig ernst.






Die Ferien…
In den ersten Ferien ueber Weihnachten und Silvester waren wir ausgiebig in Jerusalem und noch ein bisschen in Israel und den besetzten palaestinensischen Gebieten. Besonders Bethlehem, das quasi von der sogenannten „Schutzmauer“ komplett eingeschlossen wird, hat mich beeindruckt und vor Augen gefuehrt, wie wenig man in Deutschland von solchen Sachen mitbekommt, wenn man nicht staendig bohrt. In den alltaeglichen Nachrichten tauchen keine Haeuser auf, die von 3 Seiten Mauerwand umgeben sind. Man hoert weder von Familien, die durch diese Mauer getrennt wurden und sich nur schwer sehen koennen, noch von der Situation an den Checkpoints, an denen man als Auslaender privilegiert behandelt wird und an haeufig stundenlang wartenden Palaestinensern vorbeigewunken wird. Oder von einem Hotel, das schliessen musste, weil es durch die Mauer aus Ostjerusalem ausgegrenzt wurde und so natuerlich keine Gaeste mehr kamen.
Solche „Geschichten“ gehoeren fuer die Palaestinenser dort zum Alltag, mit dem sie tagtaeglich konfrontiert sind und umgehen muessen. Doch fuer viele Menschen stellen sie wahrscheinlich immer noch verhaeltnismaessig kleine „Unannehmlichkeiten“ dar, da sie mit viel groesseren Problemen zu kaempfen haben.
Viele Dinge haetten wir als „normale Touristen“ auch nicht erfahren, gaebe es nicht Nazmi. Dieser ist ein Freund von Johannes´ Eltern, wohnhaft in Ostjerusalem, der (inklusive Familie) uns einen unglaublich warmen Empfang bereitet hat und uns den ganzen Urlaub mit Rat und Tat zur Seite stand. Durch ihn haben wir von vielen dunkleren Seiten der hiesigen Politik erfahren.
Westjerusalem und Israel kamen mir unheimlich europaeisch vor, ausserdem erstaunlich gruen und bewachsen, was ich so nicht erwartet hatte.
Nach diesen Ferien und allem, was wir gesehen und gehoert haben, kann ich den Staat Israel und seine Auswirkungen nicht objektiv betrachten. Und gutheissen demnach auch nicht.


Aegypten war ganz anders. Wir waren zuerst in Cairo. In so einer grossen Stadt war ich bisher noch nie. 7 Millionen Einwohner hat sie offiziell, doch die Dunkelziffer liegt momentan bei etwa 15 Millionen. Leicht vorstellbar, blickt man auf die Menschen- und Automassen, die sich durch die Strassen schieben. Auch flaechenmaessig ist Cairo riesig.
Die islamische Altstadt ist toll, es gibt so viele alte wunderschoen Haeuser und Moscheen, in einigen konnten wir aufs Minarett steigen. Manchmal eine echte Herausforderung fuer meine Hoehenangst, die aber immer mit toller Aussicht ueber die Umgebung (teilweise bis zu den Pyramiden!) belohnt wurde.
Alles natuerlich gegen Baksheesh(Trinkgeld), was ueberhaupt fuer jeden Handgriff verlangt wird. Auch ein echter Unterschied zu Jordanien. Manchmal wurde einem quasi das Gepaeck aus der Hand gerissen, obwohl man es gar nicht wollte. Man konnte geben, wieviel man wollte, es war selten genug und es folgten Forderungen nach mehr. Waehrenddessen aergerte man sich, da man schliesslich niemanden gebeten hatte, das Gepaeck zu tragen.
Auch die staendigen Sprueche der Haendler, die einen mit deutschen Floskeln locken wollten, gingen mir schon bald ziemlich auf die Nerven. Aber wenn man bedenkt, wie gross die Armut in Aegypten und verhaeltnismaessig reich man selber ist, dann relativiert das vieles. Ich habe im Reisefuehrer gelesen, dass solche kleinen „Handlangeraufgaben“ (z.B. Schuhe-Hueten, wenn man in der Moschee ist), die mit Baksheesh entlohnt werden, die einzige Einnahmequelle fuer viele Leute sind. Sie waeren sonst beschaeftigungslos und haben so zumindest einen kleinen Verdienst.
Wir haben in Aegypten ansonsten viele Tempel, Pyramiden und Graeber besichtigt, sind also entlang des Nils gereist. Was auch ziemlich interessant war, wenn man nicht gerade von Touristenmassen ueberrannt wurde. An manchen Orten war das wirklich schlimm.
Insgesamt war in Aegypten vieles ganz anders als in Jordanien und es war spannend, das zu erleben. Eindruecklich auch, zum Beginn und Abschluss unserer Reise die aegyptischen Gastarbeitermassen auf der Faehre zu sehen, die entweder heim oder zu ihrer Arbeit nach Jordanien fuhren.


…und zurueck zur Arbeit
Die Zusammenarbeit mit meiner Erzieherin klappt momentan im Allgemeinen ganz gut.
Dennoch fuehle ich mich ab und zu von ihrer Art mir oder den Kindern gegenueber vor den Kopf geschlagen, wenn ich bestimmte Massnahmen oder Regeln einfach nicht nachvollziehen kann. Jedoch scheinen wir fuer den Moment einen Weg gefunden zu haben, wie wir ohne groessere Probleme zusammenarbeiten koennen. Sie ist zur Zeit morgens aus gesundheitlichen Gruenden nicht in der Familie und ich bin alleine oder Johannes ist mit da und alles klappt normalerweise ganz prima.
Interessant (aber manchmal auch frustrierend) ist hier auch immer wieder, wie viel besser meine 14-Jaehrigen auf ihn hoeren als auf mich..

Ueber die Haelfte des Einsatzes ist vorbei und ich merke, wie ich mich angepasst und veraendert habe. Ich bin deutlich strenger geworden und habe mich so der Art und Weise meiner Erzieherin angenaehert, nehme aber auch viele Situationen lockerer und sehe sie nicht so verbissen wie vorher. Vieles klappt immer noch nicht und ich bin haeufig frustriert von den Jungs, dem Umgang miteinander, mir selbst, wenn ich mich frage, ob ich hier überhaupt etwas nutze.
Denn es gibt viele Dinge, die mit meinen Vorstellungen ueberhaupt nicht zusammenpassen und die ich deshalb bewusst nicht so machen will. Gleichzeitig ist das oft nicht moeglich, weil es an den hier herrschenden Verhaeltnissen aneckt. Also muss ich ueber meinen Schatten springen, um nicht staendig dazwischenzufunken und auch mich selbst zu frustrieren. Denn wenn alles hier anders laeuft, dann kann ich nicht einfach auf meinen Prinzipien stehen bleiben und blind nach ihnen handeln, ohne zu schauen, ob sie mit der Kultur hier ueberhaupt in Einklang stehen. So wird es meistens zu einem Kompromiss zwischen meinen und den hiesigen Vorstellungen.

Und manchmal gibt es auch Erfolgserlebnisse, wie z.B. mit Nayef, wenn er sich morgens einmal ohne Gezanke anzieht und sich dann freut, wenn ich mich ueber ihn freue.

Viele Gruesse,
Eure Susanne

Donnerstag, 8. Februar 2007

Nichts als Fische im Kopf

In den letzten Tagen haben wir Fische aus Stoff gebastelt, wahre Meisterwerke! Fuer eine Kindergruppe aus Deutschland, die auch bei "weltweit wichteln" mitgemacht hat und aus der jedes Kind eine Handpuppe fuer unsere Jungs gebastelt hat.
Dabei ging wieder eine ganze Tube Kleber drauf. Und manchmal bin ich schier ausgeflippt, als alle um mich rum rutschten und halb auf mir sassen und nach allem grapschten.
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Das ist Aram. Er hat mir die letzten Tage unheimlich viel Freude gemacht. Besonders heute, als ich die Pueppchen aus Deutschland ausgeteilt hab, ueber die er sich wahnsinnig gefreut hat und gleich anfing damit zu spielen. Waehrend ein Grossteil der anderen damit beschaeftigt war, zu vergleichen, die eigene fuer nicht schoen genug zu befinden und eine andere zu verlangen...


Danke fuer die Komplimente, Kim und Siegfried.
Zu Kim: du weisst gar nicht, wie viele unzaehlige Fotos aussortiert wurden !!! (Auf denen ich weggucke, die Augen zumache, rumfuchtele....manche Sachen aendern sich nur schwer...):-)

Hier noch ein tolles Foto aus Aegypten..Das im Hintergrund ist Cairo..
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A propos Fotos. Der Einbrecher von damals wurde geschnappt und ich werde eventuell meine Digitalcamera wiederkriegen.
Bitter: es war ein ehemaliger Schnellerschueler...





Layal hat einen Plan, und zwar soll ich lernen, die Familie alleine zu schmeissen. Fuer die Zeit, wenn sie ihr Baby hat. Also bin ich jetzt morgens immer mit Johannes alleine und sie kommt erst mittags.
Sie vergisst, dass es morgens im Normalfall kein Problem ist und ich das schon so oft alleine gemacht hab, es also gar nichts neues mehr ist..
Grossartig unterstuetzen tut sie mich nach wie vor nicht, jeder macht so sein Ding. Sie sorgt fuer die organisatorischen Strukturen, waehrend ich einfach da bin, spiele, bastele und die Kinder lieb hab.
Ist dann nicht immer so einfach, aus dieser Rolle rauszukommen, wenn sie nicht da ist. Allerdings hat sie mich gewissermassen da auch reinmanoevriert, denn wenn sie da ist, macht sie ja alles selber. Zudem will ich ja auch keine Erzieherin wie sie sein, aber gezwungenermassen scheine ich immer mehr in diese Rolle reinzumuessen. Wobei mir ja immer noch Spielraum bleibt, wie ich sie erfuelle. Aber bei manchen Dingen gibts den halt auch nicht und ich muss mich anpassen.

Es steht in den Sternen, was wirklich passiert, wenn das Baby kommt. Ich seh das auch noch gelassen, falls ich merke, dass es mich nur noch ueberfordert, werd ich halt mal wieder zu Musa gehen muessen. Denn als Erzieherin bin ich einfach nicht hergekommen..

Aegypten ist mittlerweile echt Vergangenheit. Ich bin wieder im Alltag angekommen. Und weiss nicht so recht, ob ich das gut finden soll. Was bleibt, sind Erinnerungen..
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Israel

hier gibts was zum Lesen und man kann da auch unterschreiben....
http://www.schalom5767.de/liste.php
Hierzu zitiere ich mal die Mail, die ich zu dem Thema bekommen hab

"Liebe Freunde,
vorigen Donnerstag war ich auf einer Podiumsdiskussion in München zur
Nahostthematik. Dort bin ich auch mit Dr. Bernstein und seiner Frau Judith
zusammengekommen. Von dem konsequente Eintreten dieser beiden (zusammen mit
vielen Gleichgesinnten) für einen gerechten Nahostfrieden, der die legitimen
Rechten der Palästinenser berücksichtigt und die aggressive Politik Israel
verurteilt, war ich sehr beeindruckt. Daher habe ich die Petition Schalom5767, deren Mitinitiatoren die beiden sind, unterzeichnet.
Allen, die ähnlich denken, empfehle ich, ebenfalls zu unterschreiben auf
http://www.schalom5767.de/liste.php

Beste Grüße

Dipl. Ing.
Helmut Henseler
Vizepräsident und Regionalleiter Bayern der
Deutsch-Jordanischen Gesellschaft e.V."

Sonntag, 4. Februar 2007

Aegypten

Klar haben wir die Pyramiden gesehen...
Auch noch einiges mehr.
In Kurzform: wir waren in Cairo, Alexandria, Luxor, Assuan und auf dem Sinai im Katharinenkloster.
Ausserdem haben wir sagenhafte 18 Stunden auf der Faehre von Nuweiba nach Aqaba verbracht. Und dabei einen Weg zurueckgelegt, den man offiziell in 2h und 10min schafft. Auf dem Hinweg hats nur etwa 3-4 Stunden gebraucht, allerdings fuhr das Schiff mitten in der Nacht ab und wir sassen vorher schon Stunden drin rum.
Schiff ahoi!
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Die Zugfahrt von Luxor nach Cairo ( ca. 10h) haben wir zu 6. mit 2 Sitzplaetzen und ansonsten im Gang auf dem Boden verbracht, da keine Tickets mehr verkauft wurden, wir trotzdem fahren wollten und sie so im Zug gekauft haben. Allerdings ohne Platz.
Na, wir habens ueberlebt.

Sinai
sinai

Berg Moses
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Katharinenkloster
kloster




Mohammed Ali Moschee in Cairo
p1060360

pyramiden

Diese Maenner
Besonders in Assuan und Luxor waren die Maenner echt schlimm.
Sehr beliebt: deutsche Verkaufs-Floskeln wie "alles gut, alles klar, nur schauen nicht kaufen, alles umsonst, 100%Rabatt...."
Die wurden immer angebracht, es scheinen verhaeltnismaessig viele deutsche Leute hinzukommen
Ich bin immer geschwankt, einerseits hats mich mords genervt und ich wurde rasend, was sich diese Typen eigentlich dabei denken. Gleichzeitig hab ich mich aber auch ein bisschen geschaemt, dass ich so arrogant bin. Denn viele sind verdammt arm. Irgendwie muessen sie ja Geld verdienen und sind vom Tourismus abhaengig, haben gelernt, wie sie ihre Ware am besten verkaufen koennen: durch Aufmerksamkeit. Staendiges Ansprechen, Nerven, Stressen...
Warum auch immer, es scheint zu funktionieren. Und es gab auch Ausnahmen, Haendler, die einen erstmal schauen lassen und nicht gleich auf einen einstuermen, sondern warten, bis man selbst was fragt.



Eine andere Geschichte mit dem Anmachen. Unfassbar, was diese Kerle fuer ein Bild von westlich aussehenden Frauen haben, dass sie alle ueber einen Kamm scheren und als Freiwild betrachten zu scheinen. Die Maenner unterscheiden ganz genau zwischen westlichen und arabischen Frauen.
Man fragt sich besorgt, was Touristinnen dort schon so alles getrieben haben, denn so offene Sexangebote haben wir bisher noch nicht so haeufig gekriegt. Oder Heiratsangebote.

Geht man als Frau alleine durch den Suq muss man sich so allerlei anhoeren. Aber auch wenn wir mit den Jungs unterwegs waren, wurden wir nicht verschont.
"Ich bin 36 und suche eine deutsche Frau". Sowas kann ich ja gleich schon mal gar nicht gebrauchen. Manchmal konnte ich nicht an mich halten und hab was gesagt, aber oft war es besser, einfach weiterzulaufen und wegzuschauen. Was zu kaufen, darauf hatte ich so erst recht keinen Bock, konnte nur fluchtartig das Areal verlassen..
Was wir fuer "modische" Fehltritte von Touristen gesehen haben, da stellt es einem die Haare zu Berge. Viele Russinnen ziehen sich an, als wuerden sie in die Puffdisco gehen, wenn sie Koenigsgraeber oder Tempel besichtigen. Man steht daneben und ist peinlich beruehrt oder lacht erst mal. Vor allem scheinen sie es gar nicht zu bemerken, wie daneben sie angezogen sind.
Aber auch deutsche oder andere europaeische oder amerikanische Frauen haetten sich ihr Outfit lieber 2mal ueberlegt. Unglaublich plump und ignorant so in einem islamischen Land als Fremde rumzulaufen. Es ist ja okay, wenn sie das in ihrem Heimatland so machen, doch hier kann man ein Minimum an Respekt fuer die andere Kultur und anderen Sitten haben und sich zumindest angemessen anziehen.

Ist es ein Wunder, dass viele arabische Maenner so werden?? Grauslig und auch doppelmoralisch, wie sie sich auffuehren, aber fuer sie ist die Situation halt klar.
Fuer mich auch. Auf Dauer koennte ich das nicht aushalten.

wir haben die 2Freiwilligen aus Irbid getroffen und sind mit ihnen gereist.
maedels

wir4

Der Nil..es gibt wilde Geruechte ueber Wuermer im Wasser die durch die Haut kommen und einen auffressen, also leider kein Baden. Aber Bootfahren ist ja auch schoen.
am-nil

Ein paar Worte noch zu Cairo. noch nie war ich in einer so geilen Stadt. Riesig.
Die Stadt lebt einfach!
Alles durcheinander, so viele Menschen, so viel Muell, Tiere, Gestank, Verkehrschaos; tolle Haeuser aus der Kolonialzeit mit urig alten Fahrstuehlen; viele tolle islamische Bauwerke, in so vielen Moscheen waren wir, haben Minarette bestiegen; das aegyptische Museum, wo es so viel gibt, dass man gar nicht alles anschauen kann (wenn man hinterher noch wissen will, was man alles gesehen hat..)
Ganz viele Maedels, Frauen mit Kopftuch, wobei das teilweise so drapiert ist, dass man bis zu 4cm Haare sehen kann. Ausserdem ist das ein Teil des modernen Outfits und farblich perfekt drauf abgestimmt. Und es sieht bei vielen einfach toll aus!!
Ich frage mich: wieso meinen wir als Europaeer, dass eine Frau nur frei ist, wenn sie ihr Haar zeigt?? Wenn sie nicht will, wieso muss sie es dann??

In den Maerkten sitzen Huehner auf Hasen im Kaefig, was total lustig aussieht. Auf den Strasse fahren Eselfuhrwerke und allerlei lustige teilweise sehr kaputte Autos.

Und die Metro: hier gibts Frauenabteile, sehr angenehm, da es immer voll ist und man sonst von allen Seiten an Maenner gequetscht wird.
Einmal ging ich ueber die Strasse an einer gruenen (fuer Fussgaenger) Ampel. Ein Auto kam, hielt notgedrungen an, machte aber den Warnblinker an, um seine Hintermaenner zu warnen. Kaum bin ich ueber die Mitte der Strasse gelaufen, fuhr es weiter und ein ganzer Pulk folgte..
Es schaut eigentlich keiner auf die Ampel, sie laufen aber trotzdem.
Lustig ist bei Kreisverkehren, dass die Leute auch gegen den Strom fahren, also gleich links abbiegen anstatt eine Runde rumzufahren..
Es gibt Polizisten, die den Verkehr regeln. Waer mir zu gefaehrlich, die Strassenueberquerung ist mancherorts lebensgefaehrlich.
Was man aus Amman so nicht kennt, dass Paare haendchenhaltend durch die Stadt laufen, gibts hier oefter. Es wirkt alles nicht so verkrampft wie Amman. Ueberhaupt kann letztere einfach gar nicht mithalten. Hier stehen halt mehr oder weniger neue Haeuser rum, es fehlt die tolle Atmosphaere, die Cairo hat. Die ganzen Bauwerke, die Geschichte, die Moscheen, der Dreck,die Maerkte, das Chaos.... Alles was einen abstoesst, gehoert irgendwie auch dazu und traegt zum Ganzen bei
Aber mich wuerde es stressen dort zu wohnen, schon allein die Luft, die vielen Autos. Es kommt staendig vor, dass einfach nichts geht auf der Strasse.

So, mir reichts jetzt. Es gibt noch soo viel zu schreiben, aber ein andermal. Jetzt will ich lieber nach Schneller zurueck und Apfelpfannkuchen machen..viele Gruesse

Donnerstag, 11. Januar 2007

Jerusalem, Palaestina und die Zeit zwischen den Ferien

Jerusalem ist echt eine krasse Stadt.
Hier mischt sich alles, Touristen, Einheimische, Juden, Muslime, Christen.
Auch wenn man erstmal den Eindruck hat, dass alle miteinander zusammenleben, wird doch beim zweiten Blick klar, dass es eher ein getrenntes Nebeneinanderherleben ist.
Es gibt so viele schoene Gebaeude, Museen, unheimlich viele Kirchen aller moeglicher Richtungen, von denen ich noch nie was gehoert hatte. (na ja, nicht ganz so).

russisch-orthodoxe Kirche(erinnert mich sehr an Sagaland)
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Damaskustor, Eingang zur Altstadt
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Westjerusalem erinnert sehr an eine europaeische Stadt.
Die Leute kamen mir insgesamt lockerer, gelassener, offener vor als in Jordanien. Praktisch ist, dass die Israelis fast alle Englisch sprechen. In Ostjerusalem kann man ja Arabisch sprechen, aber wenn man dann im Westteil unterwegs ist oder mit Soldaten redet, dann ist es schon geschicker Englisch zu sprechen, wobei man das immer mal wieder vergass….
Wir haben die erste Nacht bei deutschsprechenden palaestinensischen Freunden von Johannes Eltern gewohnt- Nazmi und seine Familie haben uns ganz toll empfangen und waren die ganze Zeit ueber unsere Ansprechpartner. Nazmi weiss total viel und hat viel erlebt, kann dazu unheimlich gut erzaehlen. Er war im Gefaengnis, weil er mit 16 einen Schulverein gruenden wollte (und ist damit kein Einzelfall)…Jetzt arbeitet er in Ramalla in einem Institut, das er selbst mitgegruendet hat, welches sich um palaestinensches Kulturerbe bemueht, alte Gebaeude katalogisiert und projektweise restauriert, um sie danach sinnvoll zu nutzen, und ausserdem politisch aktiv ist.

Der erste Tag in Jerusalem, Nazmi und ich und....der Felsendom!
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Den Rest der Zeit haben wir ein einem coolen Hostel in der Altstadt gewohnt, wo teilweise sehr illustre Gestalten anzutreffen waren :-)

Die Israelis seh ich jetzt in einem anderen Licht. War mir nie so klar, bzw. vor Augen gefuehrt, was hier eigentlich abgeht.
Staendig sind die Palaestinenser der staatlichen Willkuer ausgeliefert. Die Siedlungen in Ostjerusalem und in der Westbank, (die sich in einem Fall schon zu einer Stadt mit 18000 Einwohner entwickelt haben) sind komplett irr. Werden einfach in die Landschaft gepflanzt, oft umzaeunt, sehen unheimlich europaeisch aus und wirken deshalb total deplatziert.
Schlimm zu merken, was man sich alles ausdenken kann, um ein Volk zu schikanieren. Die Mauer, die Israel und Jerusalem vor selbstmordwilligen Palaestinensern schuetzen soll, schneidet gleichzeitig viele Menschen von ihren Grundstuecken ab, trennt Familien. Ist riesig und einfach ein Armutszeugnis.
Bethlehem ist voellig von der Mauer eingeschlossen, viele Menschen haben ihre Olivenplantagen verloren und vor ihr Fenster eine Wand gesetzt bekommen. Nach Jerusalem kommt man nur durch einen Checkpoint, an dem wir gesehen haben, wie unterschiedlich wir und die Palaestinenser behandelt werden. Katha hat ein anderes Mal miterlebt, wie ein ganzer Pulk warten gelassen wurde, es war einfach keiner da, bis auf den Soldaten, der oben mit einem Gewehr rumstiefelte. Als dann endlich jemand kam, wurden natuerlich zuerst alle Auslaender durchgewunken, waehrend die Einheimischen noch ausgiebigst untersucht wurden.
Planen ist unmoeglich, weil man nie weiss, was den Israelis als naechstes einfaellt, sagt Nazmi. Den Soldaten ist es egal, ob man einen Termin hat.

die Mauer in Bethlehem, das Gebiet vorne ist innerhalb der Stadt und zwischen den Mauern ausserhalb.
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das haus ist von 3 seiten von der mauer umgeben...
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Palaestinenser in Ostjerusalem haben keine richtige Staatsbuergerschaft, sondern israelische Reisepapiere und einen jordanischen Pass mit dem Vermerk „temporary“. Ihnen ist ein Grossteil des Westjordanlandes verboten, nach Israel koennten sie gehen.
Den Leuten in der Westbank ist es nicht erlaubt, Jerusalem zu besuchen.
Nazmis Schwiegermutter wohnt ziemlich nah der Mauer um Jerusalem, allerdings auf der aeusseren Seite, d.h. auf dem Gebiet der Westbank. Also darf sie ihre Tocher, die innerhalb der Stadt wohnt, nicht besuchen.
Wir haben ein Hotel direkt aussen neben der Mauer gesehen, das schliessen musste, weil keine Gaeste mehr kamen
Und ausserdem Haeuser in Ostjerusalem gesehen, die von den Israelis zerstoert wurden, weil sie illegal gebaut wurden, da einfach keine Baugenehmigung kam.

Wir waren an Weihnachten in Bethlehem und es war relativ wenig los. Wahrscheinlich schon mehr als sonst und es lag sicher auch daran, dass die orthodoxen erst am 6.1. feiern, aber dennoch waren verhaeltnismaessig wenig Touristen da, was fuer die Einheimischen grosse finanzielle Einbussen bedeutet. Die ganze Stadt ist dekoriert mit von der Hamas bezahltem Weihnachtsschmuck und es stand an fast jeder Ecke Polizei. Auf dem Platz vor dem Bethlehem Peace Center (was herrlich mit schussbereiten Soldaten auf dem Dach geschmueckt war) und der Geburtskirche war einiges los und abends war sogar ein Konzert.
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Die Geburtskirche selbst fand ich persoenlich nicht uebermaessig toll, ziemlich dunkel und viele griechisch-orthodoxe Lampen, Kitsch ueberall. Cool find ich, dass die Tuer niedrig ist, damit jeder sich buecken muss und keiner erhobenen Hauptes reinmarschieren kann.
Nebenan ist noch eine roemisch-katholische Kirche gebaut, in der grad eine Art Gottesdienst war mit tollen lateinischen Gesaengen, es waren naemlich ziemlich gleichzeitig mit uns einige hohe Kirchentiere angekommen, ein Patriarch und so. Einer hat mir sogar huldvoll zugewunken, als ich neugierig ins Auto geglotzt hab..dabei fand ich das begleitende Polizeiaufgebot samt berittenen Polizisten mit tollen Pferden(!!) viel spannender!


Wir waren in einem mehrsprachigen Gottesdienst in einer anderen Kirche dort, in dem auch der Probst dabei war. Ausserdem nach unserer Rueckkehr nach Jerusalem spaetabends in der Erloeserkirche in der Messe. Ich war ueberrascht, wie mir es gefallen hat. Vor allem die ganzen Lieder zu singen, ich hab immer drauf gewartet, dass endlich das naechste Lied kommt.

In Hebron in der Westbank waren wir, dort war es krass zu sehen, wie die Stadt mit einzelnen juedischen Siedlungen durchsetzt ist, die teilweise blau-weisse Bordsteinkanten und ueberall Strassensperren und Militaerhaeuschen haben.
Im alten arabischen Suq ist nur noch ein Bruchteil der Geschaefte offen, weil juedische Siedler die Haeuser oberhalb der Geschaefte nach und nach besetzt haben und mit allen moeglichen Schikanen (Muell runterkippen etc) dafuer sorgten, dass kaum noch Leute zum Einkaufen kamen. Jetzt laeuft man durch gespenstisch leere Gassen, ueber einem sind Netze von einer Seite zur anderen gespannt, in denen noch Muell liegt. Die Siedler sind mittlerweile ausgezogen, jetzt verfallen die einst besetzten Haeuser nach und nach.
oben sieht man die netze, rechts und links die geschlossenen laeden..(rechts bin ich auch noch)
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Es hat geregnet, spaeter geschneit und war bitterkalt, was fuer mich die eisige und traurige Atmosphaere noch verstaerkt hat. Nach diesem Ausflug war ich erstmal krank und lag mit Fieber im Bett.

Deshalb konnte ich nicht mit nach Masada (eine Festung am Toten Meer), wo die anderen am naechsten Tag hingefahren sind.

Von Israel haben wir kaum was gesehen, weil wir eher in Jerusalem (Museen, Kirchen, Yad Vashem, einfach rumgelaufen) und der Westbank unterwegs waren, was mir so auch viel besser gefallen hat..
Einmal jedoch waren wir noch am Mittelmeer in Caesarea und sind danach noch nach Yaffa bei Tel Aviv. Da hat es leider auch die ganze Zeit geregnet und wir konnten unserer Klamotten auswringen..brrrr.

in Caesarea, am Mittelmeer..die Tueten um die Schuhe wegen dem Regen..
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Die Natur in Israel ist echt wunderschoen, sehr bewachsen und gruen. Von den Strassenverhaeltnissen her hat man wieder den Eindruck in Deutschland zu sein, denn es geht verhaeltnismaessig geordnet zu und alles ist gut ausgebaut. Fand, teilweise sogar besser als in Deutschland.

Blick von Yaffa nach Tel Aviv
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Sehr spannend waren Ramallah und Nablus.
In Ramallah waren wir 2 mal, auf dem Hin- und Rueckweg nach bzw. von Nablus. Beim ersten Mal hallten ploetzlich Schuesse durch die Stadt, was aber keinen zu stoeren schien und nur uns leicht verstoerte. Bei naeherem Anpirschen stellten wir fest, dass es sich um eine Demonstration wegen Saddams Hinrichtung handelte, bei der in die Luft geschossen wurde. Und wir standen daneben und mir war angst und bange, so was ist man halt nicht gewoehnt und wenn man es im Fernsehen sieht, dann kommt immer jemand dabei zu Schaden und man verknuepft so was automatisch mit Mord und Totschlag.
Es dauerte eine Weile, bis ich mich drangewoehnt hatte, eine Frau hat uns noch versichert, dass das normal und ungefaehrlich ist, und dann fand ichs ueberaus spannend von ferne zuzugucken. Es entwickelte sich dann eine Art Parade mit Fahnen und Schuessen und es gab ein einziges Verkehrschaos.

Es war interessant zu sehen, wie die Leute ihren Protest ausgedrueckt haben und nur weil man als Europaeer gleich denkt, dass das alles „Terroristen“ sind, das so noch lange nicht stimmt. Es ist einfach eine andere, fuer uns ungewohnte Form, seine Meinung auszudruecken, die wir erstmal nicht verstehen koennen, weil wir aus einem ganz anderen Hintergrund kommen und die vielen Probleme und Sorgen der Menschen dort nicht haben und somit schwer nachvollziehen koennen. Bei uns geht es normalerweise ja nicht um solchen existenziellen Noete.
Und im Fernsehen sieht man immer nur die „armen, zivilisierten Israelis“, die gegen die allesamt „radikalen, islamistischen, terroristischen Araber“ vorgehen muessen, um Leib und Leben zu retten. Warum das so ist, kriegt man eher nicht mit.
Das will nicht sagen, dass ich alles gutheisse, was die Palaestinenser so treiben. Absolut nicht.
Ich finde nur, dass man zum einen nicht alle ueber einen Kamm scheren darf und zum anderen die Ursachen der ganzen Gewalt nicht ausser Acht lassen sollte.

Nablus
…war auch eine interessante Erfahrung. Wir haben 2 Naechte bei Jamal, einem Professor der dortigen Uni und befreundet mit Johannes Eltern ist, gewohnt. Ausserdem waren wir in seinem Dorf und haben seine Familie kennengelernt.
In Nablus gibt es verschiedene, auch linke Gruppierungen. Die Hamas ist fuer Westbank-Verhaeltnisse recht gut vertreten, man sieht ganz viele Fahnen, auch auf Moscheedaechern oder in Friedhoefen. Dazu kleben fast an jeder Strassenecke „Werbe“Plakate mit riesigen Waffen und Kerlen drauf, so was hab ich hier in der Form zum ersten Mal gesehen.
Wir liefen nach unserer Ankunft mit Jamal ein bisschen rum und ploetzlich fuhr ein Mofa dicht an mir vorbei, ein Typ sass drauf und schwenkte ein Gewehr (Kalashnikoff??) vor meiner Nase rum. Wenn ich jetzt auch etwas abgehaertet bin, hats mich doch ziemlich erschreckt, er schiens aber irgendwie amuesant zu finden..5 Minuten spaeter sind wir in einen Weg eingebogen, wo ein sehr junger Kerl wieder mit so ner Riesenknarre stand.
Das sind Momente, in denen man erstmal stutzt, weil man die Unterschiede so direkt vor Augen gefuehrt kriegt.
Das wars dann aber auch mit bewaffneten Begegnungen, ansonsten haben wir kaum Militaer gesehen. Die israelische Polizei kommt nur immer mal undercover, um Leute festzunehmen und dann kommts immer wieder zu Schiessereien, wenn sie auffliegen. Irgendwie auch gut, dass sie sich wehren, wenn auch heftig.

Die Gegend um Jamals Dorf, die Natur ist einfach toll hier, ich war total begeistert
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Wir haben viel erlebt, mir wirds grad zuviel das alles zu schreiben. Ausserdem hat es sich irgendwie alles noch nicht so richtig gesetzt. Sobald wir wieder zurueck waren, fing die Arbeit an.
Examenszeit. D.h. die Kinder sind etwa eine Stunde in der Schule und sonst im Internet, …Wir sassen 2 Tage nur in der Family, weil es so nass draussen war, und haben Fernsehen geguckt und Spiele gemacht.. Gelernt wird nicht uebermaessig viel. Die Kleinen sind schon seit Tagen fertig mit den Examen, muessen aber trotzdem hierbleiben, kommen auch am Samstag doch nochmal, denn…. Der Koenig kommt am Montag!!!(vielleicht..)

Ausserdem ist Layal seit Dienstag krank und Bshara (ihr Mann), Johannes und ich pendeln immer irgendwie zwischen unseren beiden Familien. Dabei hab ich festgestellt, dass es ab und zu (oder auch immer oefter..)auch die grossen 9.Klaessler einen Scheiss interessiert, was ich sage.
Mit meinen Kleinen kam es auch mal wieder zum Eklat, als 2 es beim Essen auf die Spitze trieben und ich einfach nicht wusste, was tun. Manchmal steh ich hier da, wie der Ochs vorm Berg, und alles was mir blieb gestern, war die 2 zum Hausvater zu schleppen und dann zu Bshara zu gehen und zu heulen. Konnt einfach nicht mehr.
Zum Glueck geht das nicht nur mir so.
Bshara hat mir aber toll geholfen und alle zu ner Sitzung zusammengetrommelt und ihnen eine Standpauke gehalten. Das gabs bisher noch nie, dass Layal "oeffentlich" fuer alle klar gemacht hat, dass man auf mich auch hoeren muss. Insofern hat er mir in den 2 Tagen fast mehr geholfen, als sie jemals.
Und ich frag mich auch, obs nicht angenehmer waere, wenn sie bis zum Montag (da fangen die 3 woechigen Ferien an) daheim bliebe...

Der Felsendom....
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bild-086

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